12.10.2018

Das Interview als Chance

Und wie der RWE-Chef seine Chance in der FAZ vertut.

Ein übliches Telefonat mit einem neuen Kunden beginnt so:

  • Kunde: „Herr Resch! Wir brauchen Sie! Dringend! Uns droht ein Risiko! Wir geben ein Interview! Können Sie uns helfen!?“
  • Ich: „Lieber Kunde, vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Vertrauen. Wissen Sie, ein Interview ist nicht in erster Linie ein Risiko. Sondern vor allem eine Chance. Wenn wir es gemeinsam richtig vorbereiten.“
  • Kunde: „Ja! Kommen Sie deswegen schnell mal her. Dann müssen wir unserem Vorstand mal zeigen, wie das geht, wie er richtig steht, wie er richtig guckt, was er mit den Händen macht. Wissen Sie, Reden, das kann er.“
  • Ich: „Glauben Sie mir, Körpersprache und so, das hat schon eine Relevanz. Aber in der Summe ist das Pille-Palle. Lassen Sie uns doch mit Ihrem Vorstand mal über Inhalte und Rhetorik sprechen.“
  • Kunde: „Inhalte? Ach, Herr Resch! Das ist nicht nötig. Die hat er sowieso drauf.“

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Telefonate, die so verlaufen und dann nicht in einer Beratung münden, die enden häufig so, wie das Interview mit Rolf Martin Schmitz, dem Vorstand von RWE, heute in der FAZ.

Der Mann ist fraglos ein Experte. Über Inhalte kann ihm sicher keiner was erzählen. Er kennt wohl die siebte Stelle hinter jedem Komma in seinem Unternehmen. Und so liest sich das Interview dann auch.

Fast drei Dutzend Zahlen stecken in diesem Interview. Oft geht es um Millionen und gar Milliarden. Die stehen alle auch noch irgendwie in irgendeinem Verhältnis miteinander und sind auch noch an irgendwelche Jahreszahlen und Fristen geknüpft.

Es ist der Klassiker: Die größte Hürde für ein wirkungsvolles Interview ist nicht die Körpersprache. Sondern die eigene Professionalität. Und selbst wenn das Interview dann, wie zwischen RWE und FAZ anzunehmen, von der Kommunikationsabteilung gegengelesen und redigiert wird, wird es nicht besser. Weil die Kommunikatoren eines Unternehmens genauso tief in der Professionalität stecken. Und gar nicht erkennen, dass dieses Interview da draußen überhaupt keiner mehr versteht.

Deswegen geht es in den Strategie- und Medientrainings mit Van Kampen & Resch vor allem darum, Handwerkszeug und Strategien zu entwickeln, um die eigene Professionalität inhaltlich zu fokussieren. Um Geschichten zu erkennen, wo eigentlich nur Zahlen sind. Um Stories zu erzählen, wo persönliche Betroffenheit ist. Um klare Botschaften zusenden, wo eigentlich sperrige Komplexität ist. Um verständlich zu sein, wo bestenfalls das Interesse des Lesers ist. Um überzeugend zu sein, wenn ich den Leser erreichen kann.

Und um andere Schlagzeilen zu produzieren als die: „Der Hambacher Forst muss so oder so weg.“ Die viel bessere Schlagzeile – in seinem Sinne – steckt im Text: „Ohne Hambach steigt der Strompreis um 15 %!“ Oder: „An Hambach hängen 4600 Arbeitsplätze und ihre Familien!“

Wie das besser geht, haben die Rhetoriker der Antike schon vor 2000 Jahren erkannt und bewiesen. Dieses effektive Handwerkszeug der ehrwürdigen rhetorischen Wissenschaft transferieren VanKampen & Resch in ihren Coachings in die Medienwelt der Moderne.

Und damit geben unsere Kunden Interviews, bei denen schon die Überschrift stimmt. Interviews, deren Botschaften ankommen. Interviews, die selbstredend auch professionell sind. Aber vor allem verständlich und überzeugend. #Excellence_In_Storytelling eben.

Und genau das Gegenteil dessen, was der RWE-Chef heute in der FAZ abgeliefert hat.

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