11.07.2019

Unfassbar: Zeitungsherausgeber versemmelt Interview mit eigener Zeitung

Aus der Reihe: Was man nicht fĂŒr möglich hĂ€lt!

#Rhetorik Ein #Interview kann ja schon mal eine Herausforderung sein fĂŒr so einen #CEO… wenn aber der GeschĂ€ftsfĂŒhrer eines Zeitungsverlages ein Interview mit seiner eigenen Redaktion gibt, dann ist das ja deutlich mehr ein Fall fĂŒr die Marketing-Abteilung als fĂŒr die Journalisten im Haus.

Bestellte Fragen – bestellte Antworten. Kein Journalist wird seinem eigenen GeschĂ€ftsfĂŒhrer in der eigene Zeitung eine rhetorische Falle stellen wollen.

Und dennoch kann das Interview deutlich in die Hose gehen. Wie hier das Interview des GeschĂ€ftsfĂŒhrers der Rhein-Main-Verlagsgruppe mit seiner eigenen Zeitung!

Schon die Überschrift: Wir können Inhalte nicht verschenken! Eine verneinende Ich-Botschaft als Überschrift – Das wĂ€re im Interview mit einem „richtigen“ Journalisten ja schon ein Gau. In einem selbstgeschriebenen Interview ist es einfach nur dumm.

Warum nicht eine Botschaft formulieren, die den Leser betrifft? Statt eigener hilfloser Verteidigung. Gegenfrage: Wer hat denn damit angefangen, die Inhalte kostenlos zur VerfĂŒgung zu stellen? Das waren doch die Verleger. Vor lauter Hilflosigkeit. Bessere Überschrift: ‚Die Wahrheit hat einen Wert!‘ Das wĂ€re was, oder…?

Und die hilflose Haltung des GeschĂ€ftsfĂŒhrers zieht sich durch das gesamte Interview. Noch ein Beispiel:

„Die jĂŒngeren Menschen suchen Informationen und Unterhaltung in sozialen Netzwerken, bei Bloggern und Youtubern. Es gibt heute viele verschiedene Wege und KanĂ€le, um an Informationen zu kommen. Die klassische Zeitung verliert aber auch grundsĂ€tzlich ihre Funktion als „Schwarzes Brett“, nicht nur bei jungen Leuten. Institutionen, Vereine, Dienstleister, sogar die Politik verbreiten mittlerweile auf ihren eigenen KanĂ€len ihre Informationen. Auch darauf mĂŒssen wir reagieren – mit QualitĂ€tsjournalismus und relevanten Themen.“ Zitat Ende.

So visionÀr könnte das auch mein graubÀrtiger Lateinlehrer anno 1995 formuliert haben. Aber doch kein Medienmanager im Jahr 2019.

Dieses Interview zeigt das ganze Dilemma der Verlage – wer VerĂ€nderung so formuliert und dazu noch die bösen Jungs von Facebook und Google verantwortlich macht, weil sie Gelder abziehen (vielleicht haben sie einfach das bessere Angebot, weil sie nicht in einer Welt von schwarzen Brettern leben) der sollte schon mal im Keller den Schraubenzieher suchen und die rostigen NĂ€gel vom eigenen schwarzen Brett aus der Wand drehen. Der letzte macht dann bitte das Licht aus.

Und das alles ist umso verwunderlicher, wenn man sich immer wieder vor Augen fĂŒhrt: Dieses Interview ist hausgemacht. Ein Journalist befragt seinen eigenen GeschĂ€ftsfĂŒhrer fĂŒr die eigene Zeitung. Was hĂ€tte man daraus machen können
 #Haltung macht den Unterschied.

Interview geht anders. VisionÀr auch. #Medienrhetorik

Hier der Link zu diesem seltsamen Interview: https://www.wiesbadener-kurier.de/panorama/aus-aller-welt/wir-konnen-inh…

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