17.04.2020

Wie die Industrie zum Jammerlappen mutiert. Und die Gewerkschaft zum Gestalter.

Eine Interview-Analyse aus dem ZDF-Spezial.

Es sind schlimme Zeiten für die Wirtschaft. Und die Wirtschaft, das sind ja immer Menschen. Die Arbeitgeber. Und die Arbeitnehmer. Gut also, wenn das ZDF eine eigene Spezial-Sendung der Industrie zu Zeiten der Corona-Krise widmet.

Für die Industrie eine Chance, sich gegenüber den Mitarbeitern, die nichts mehr brauchen als vertrauenswürdiges Leadership, als Gestalter und Macher zu positionieren. Gegenüber der Politik als starkes Gegenüber. Gegenüber den Kunden als innovativer Partner.

Eine Chance, die Carl Martin Welcker als Präsident des riesengroßen und mächtigen Verbandes der Maschinen- und Anlagenbauer VDMA in seinem Interview hat. Und was sagt er? Wortwörtlich das da:

„Wir waren vor der Corona-Krise der Meinung, dass wir einen Umsatz-Einbruch von Minus zwei Prozent über den gesamten Maschinenbau sehen. Also durchaus eine Rezession, aber nicht dramatisch. Jetzt haben wir auf Minus 5 Prozent erhöht und diese Minus 5 Prozent werden nicht genügen. Wir weiter korrigieren müssen.“

Also: Zahlen. Daten. Fakten. Und eine gehörige Portion Larmoyanz. Und jetzt? Das Interview hätte er sich und der Branche besser erspart. Sprechen so die deutschen Maschinenbauer, die immer von sich behaupten, die Speerspitze von Gestaltungskraft und Innovation zu sein? Die in Zeitungsanzeigen gerade werben, das Land am Laufen zu halten?

Schnitt. Dann kommt ein Interview mit den Gewerkschaften. Mit dem IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Das Interview hört sich auszugsweise so an:

  • „Wollen wir eine Rezession vermeiden, dann müssen wir…“
  • „Wir müssen alles tun, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben…“
  • „Ich erwarte von der Regierung, dass es ein Schutzschild für Unternehmen gibt…“
  • „Die Krise kann auch dazu führen, dass die Industrie mehr in nachhaltige Produkte investiert…“

Na, Herr Präsident Welcker? Merken Sie den Unterschied? Da werden die Gewerkschaften zum Macher und Gestalter. Weil ihr Häuptling das Geschäft des Interviews offenbar versteht. Und der Häüptling der Industrie zählt derweil artig die weichgerittenen Tabakblättchen unter seinem Sattel. „Oh, Minus zwei Prozent. Oder doch Minus fünf. Ach, da werden wir weiter korrigieren müssen….“

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